Hier kommt der Text zu dem vielbeachteteten Gedicht von Julia Engelmann.
Eine Einordnung in den Kontext von Ziele sicher erreichen finden Sie >>hier<<.
"Eines Tages werden wir alt sein..." - von Julia Engelmann
Eines Tages, Baby, werden wir alt sein, oh Baby, werden wir alt sein
und an all die Geschichten denken, die wir hätten erzählen können.
Ich,
ich bin der Meister der Streiche, wenn´s um Selbstbetrug geht.
Bin ein
Kleinkind vom Feinsten, wenn ich vor Aufgaben steh´.
Bin ein
entschleunigtes Teilchen.
Kann auf Keinsten was reißen.
Lass´ mich
begeistern für Leichtsinn, wenn ein anderer ihn lebt.
Und
ich denke zu viel nach.
Ich warte zu viel ab.
Ich nehm´ mir zu viel vor
und ich mach´ davon zu wenig.
Ich halt´ mich zu oft zurück,
ich zweifel
alles an,
ich wäre gerne klug
– allein das ist ziemlich dämlich.
Ich
würd´ gern so vieles sagen,
aber bleibe meistens still,
weil wenn ich
das alles sagen würde,
wär´ das viel zu viel.
Ich würd´ gern so vieles
tun.
Meine Liste ist so lang,
aber ich werd´ eh nie alles schaffen –
also fang´ ich gar nicht an.
Stattdessen häng´ ich planlos vorm
Smartphone.
Wart‘ bloß auf den nächsten Freitag.
„Ach, das mach´ ich
später“ ist die Baseline meines Alltags.
Ich bin so furchtbar faul, wie
ein Kieselstein am Meeresgrund.
Ich bin so furchtbar faul, mein Patronus
ist ein Schweinehund.
Mein Leben ist ein Wartezimmer, niemand ruft mich
auf.
Mein Dopamin, das spar´ ich immer, falls ich’s nochmal brauche.