Die Kompetenz-Matrix stellt das Verhältnis von Kompetenzen und dem Bewusstsein über das Vorhandensein dieser Kompetenzen dar. Kompetenzen sind an dieser Stelle gleichbedeutend mit Fähigkeiten und Können zu verstehen. Lesen Sie dazu die Definition dieser drei Begriffe. Sie werden in diesem Blog feststellen, dass Kompetenzen wesentlich sind, um Ihre Ziele zu erreichen. Ebenso wichtig ist aber auch, dass Sie Ihren Kompetenzen und im Zweifel auch Ihren Inkompetenzen mit vollem Bewusstsein begegnen. Darum geht es in diesem Kapitel.
Durch Kombination von kompetent/inkompetent und bewusst/unbewusst entstehen vier Typen von Kompetenz:
Typ 1: Der unbewusst inkompetente Typ
Dieser Typ verfügt in einem bestimmten Gebiet über keine oder gering ausgeprägte Fähigkeiten. Er ist sich dessen aber nicht bewusst, da er sich entweder nie mit diesem Gebiet beschäftigt hat oder weil sein Handeln in diesem Gebiet bislang nicht von anderen Personen nachgefragt bzw. genutzt und somit auch nicht bewertet wurde. Da dieser Typ entsprechend keine Hinweise auf eine vorhandene Inkompetenz hat, lebt er in diesem Punkt in völliger Zufriedenheit.
Typ 2: Der bewusst inkompetente Typ
Dieser Typ verfügt in einem bestimmten Gebiet über keine oder gering ausgeprägte Fähigkeiten. Er ahnt bereits oder ist sich der Tatsache durchaus bewusst, dass er in diesem Gebiet keine oder nur gering ausgeprägte Fähigkeiten hat. Die Ursache für dieses Bewusstsein kann sein, dass er diese Fähigkeiten bereits eingesetzt hat und mit dem Ergebnis nicht zufrieden war, oder dass die Fähigkeit von ihm verlangt wurde, er diese aber in dem Moment als sie gefordert wurde nicht erfolgbringend einsetzen konnte. Durch die Erkenntnis, dass in diesem Gebiet die nötige Kompetenz fehlt, entsteht bei diesem Typen Unsicherheit.
Typ 3: Der bewusst kompetente Typ
Dieser Typ verfügt in einem bestimmten Gebiet über Fähigkeiten. Er ist sich dieser Kompetenzen durchaus bewusst. Die Ursache für dieses Bewusstsein kann sein, dass dieser Typ die Fähigkeiten gezielt erworben hat und nun feststellt, dass die Ergebnisse durch Erlangen der Fähigkeiten zunehmend besser werden oder es kann daran liegen, dass er schon seit längerem über die Fähigkeit verfügt, er nun aber durch Rückmeldung von Dritten gespiegelt bekommt, dass seine Fähigkeiten zu guten Ergebnissen führen. Das Wissen über das Vorhandensein dieser Kompetenz verschafft diesem Typen Selbstvertrauen.
Typ 4: Der unbewusst kompetente Typ
Dieser Typ verfügt in einem bestimmten Gebiet über Fähigkeiten. Er ist sich dieser Kompetenz allerdings nicht bewusst. Dies kann daran liegen, dass er die Fähigkeiten einem ausgeprägten angeborenen Talent zu verdanken hat oder , dass die Fähigkeit durch häufiges Wiederholen in eine Routine übergegangen ist. Diese unbewsste Kompetenz führt zu Selbstsicherheit.
Die Entwicklungs-Möglichkeiten
Die Einordnung in die Kompetenz-Matrix ist nicht statisch. Sie können sich grundsätzlich zwischen den Quadranten bewegen. Hierzu müssen Sie sich Wissen aneignen oder Fähigkeiten und Fertigkeiten erwerben. Lediglich der Sprung raus aus dem Feld "unbewusst-inkompetent" ist un-umkehrbar. Wenn Sie einmal das Bewusstsein dafür erlangt haben, dass Sie in einem Feld über Inkompetenz verfügen, dann werden Sie nicht wieder in dieses Feld zurückkehren. Sie werden also das Feld der „naiven Zufriedenheit“ in dem Moment hinter sich lassen in dem sie sich mit einer Kompetenz beschäftigen. Ihnen bleibt ab dem Moment nur noch die Wahl, die entsprechende Kompetenz zu erwerben und somit Vertrauen oder Sicherheit zu erlangen oder Sie müssen sich mit dem Gefühl der Unsicherheit in diesem Punkt begnügen. Sollten Sie die Kompetenz für Ihr Leben nicht benötigen, kann Ihnen diese Unsicherheit egal sein. Das Stadium des Unbewussten können Sie allerdings nicht wieder erlangen.Die Standard-Entwicklung
Häufig beginnt die Entwicklung von Kompetenzen im Feld unbewusst-inkompetent. Wir leben im Grunde genommen in Zufriedenheit und plötzlich spricht ein Bekannter über ein Thema von dem Sie keine Ahnung haben. Nehmen wir als Beispiel das Thema Hauskauf. Ihr Bekannter referiert über Niedrigenergie-Häuser, über verschiedene Architektur-Stile, über Finanzierungsmöglichkeiten und Sie stellen fest, dass Sie von dem Thema schlichtweg keine Ahnung haben. Kurzum: Ihnen wird bewusst, dass Sie zu diesem Thema keine Kompetenz haben. Damit bewegen Sie sich automatisch vom Feld unbewusst-inkompetent in das Feld bewusst-inkompetent, ob Sie nun wollen oder nicht.Solange wie Sie sich nicht selbst mit dem Thema Hauskauf beschäftigen, kann Ihnen diese Kompetenz-Lücke grundsätzlich egal sein. Einige Menschen haben eine Wissbegierde, die es ab dem Gespräch mit dem Bekannten nicht mehr zulässt, dass diese Lücke bestehen bleibt. Bei anderen kommt irgendwann der Punkt, dass ein solches Thema für sie interessant wird. Vielleicht wird Ihr Interesse genau durch das Gespräch mit dem Bekannten geweckt. In diesen Fällen beginnen Sie mit dem Sammeln von Informationen. Sie hören Ihrem Bekannten aufmerksam zu, schnappen Stichworte auf und stellen möglicherweise Fragen. Somit passiert es, dass Sie erste Kompetenzen entwickeln. In der Folge werden Sie möglicherweise Zeitschriftenartikel, Fernsehbeiträge oder andere Gespräche verfolgen und einige der Stichworte, die Sie zum Thema Hauskauf gehört haben, tauchen wieder auf. Die Stichworte springen Sie förmlich an. Dieses Phänomen wird auch als selektive Wahrnehmung bezeichnet.
Je intensiver Sie sich nun mit einem Themenkomplex beschäftigen desto zügiger wird es passieren, dass Sie erste Erfolge in einem Kompetenzgebiet erlangen. Möglicherweise wird in einer anderen Gesprächsrunde ebenfalls über das Thema Hauskauf gesprochen und Sie können Ihr neu erlangtes Wissen wiedergeben. Andere Gesprächsteilnehmer hören Ihnen zu, stellen ihrerseits Rückfragen. Auf diese Weise erhalten Sie positive Rückmeldungen, dass Sie zu diesem Thema ernst genommen werden. Dieses positive Feedback verbuchen Sie als Erfolg. Der Erfolg gibt Ihnen Selbstvertrauen. Fast fließend haben Sie damit den Übergang vom Feld bewusst-inkompetent hin zum Feld bewusst-kompetent geschafft.
Das Beispiel Hauskauf ist sicherlich sehr anschaulich. Man darf darüber aber nicht vergessen, dass es viele Kompetenzfelder gibt in denen es nicht ausreicht, nur ein bisschen zu reden, Zeitschriften zu lesen und Fernsehbeiträge anzuschauen. Zur wahren Meisterschaft gehört in den meisten Kompetenzfeldern noch einiges mehr. In vielen Kompetenzfeldern werden Sie nicht umhin kommen, hintergründige Bücher zu lesen oder eine Fortbildung zu belegen. Auch beim Thema Hauskauf werden die genannten Schritte noch nicht ausreichen, um Sie zu einer wahren Ikone in diesem Feld zu machen. Der Weg, der am besten hilft, um Kompetenzen zu erwerben ist das praktische Tun. Durch das Tun erlangen Sie Erfahrungen. Während Sie Erfahrungen sammeln, werden Sie Stolpersteine erkennen, die Sie veranlassen, sich theoretisches Wissen anzueignen und Sie werden die gemachten Erfahrungen speichern. Sei es, dass Sie die Erfahrungen aufschreiben und diese damit ständig wieder abrufen können oder sei es, weil Sie die Erfahrungen in Ihrem Gehirn speichern.
Eine einmal gemachte Erfahrung wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit bei nächster Gelegenheit wieder in Erinnerung rufen, wenn Sie mit einer ähnlichen Situation konfrontiert sind. Sie werden dann bei der Wiederholung dieser Situation deutlich zügiger und vor allem sicherer entscheiden können als beim ersten Mal.
Je häufiger sich eine Situation wiederholt, desto routinierter gehen Sie damit um. Nach einer vielfachen Wiederholung, wie sie im Beispiel unseres Hauskaufs ein Immobilienmakler erleben dürfte, gehen Ihnen bestimmte Entscheidungen und Abläufe in Fleisch und Blut über. Am Ende gehen Sie die Schritte und die Abwägungen eines Hauskaufs durch, ohne bewusst darüber nachzudenken. Sie sind dann im Feld unbewusst-kompetent angelangt.
Besondere Entwicklungen 1: Starten im unbewusst-kompetenten Feld
Es gibt Menschen, die in einem Kompetenzfeld direkt im Feld unbewusst-kompetent starten.Diese Menschen werden häufig als Natur-Talente oder als Überflieger bezeichnet. Und tatsächlich steckt in dem Wort Natur-Talent bereits ein wahrer Kern. Es gibt Menschen, die über ein Talent, also eine außergewöhnliche Begabung verfügen. Es kann passieren, dass dieses Talent über lange Zeit unentdeckt geblieben ist, weil es einfach niemals angesprochen wurde. Und plötzlich kommt eine Situation in der der betroffene Mensch sein natürliches Talent einsetzen kann. Für diese Menschen ist es empfehlenswert, dass Sie sich das Vorhandensein dieses Talents bewusst machen, also in das Feld bewusst-kompetent gelangen. Auf diese Weise können Sie ihr Talent verfeinern und zu einer Stärke entwickeln. Speziell zum Punkt „Stärken entwickeln“ kommen wir noch im nächsten Blog-Beitrag.
Besondere Entwicklungen 2: Verharren im bewusst-inkompetenten Feld
Es sind Situationen denkbar in denen Menschen das Stadium bewusst-inkompetent nicht verlassen werden. Dies gilt z.B. für Kompetenzen mit Zugangsbeschränkungen. Arzt kann zum Beispiel nur jemand werden, der eine bestimmte Ausbildung genossen hat. Richter kann nur jemand werden, der ein einwandfreies Führungszeugnis vorweisen kann. Ist Ihnen aufgrund schlechter Noten der Zugang zum Medizinstudium versagt oder haben Sie kein einwandfreies Führungszeugnis, dann können Sie sich noch so sehr anstrengen, Sie werden die nächste Stufe nicht erreichen. Anschaulicher wird es noch, wenn wir als Beispiel einen stummen Menschen nehmen. Dieser Mensch wird als rhetorisch gewandter Redner nicht über die Stufe der bewussten Inkompetenz hinauskommen, egal wie sehr er sich bemüht.
Ein super Betrag. Ich kannte diese Kompetenzmatrix noch nicht, finde sie aber äußerst schlüssig und logisch. Vor allem die Verknüpfung von unbewusst-inkompetent mit dem Gefühl der Zufriedenheit ist für mich eine kleine Erleuchtung gewesen.
AntwortenLöschenInteressanterweise gibt es aber meiner Ansicht nach bewusst-inkompetente Leute, die niemals nur eine Spur von Unsicherheit empfunden haben. Insofern ist es nicht unbedingt ein gezwungenes Verharren in dem Feld sondern sicher bei jedem Menschen auch ein gewolltes Verharren.
Ich glaube, dass hier auch eine Schnittstelle zu dem vielzitierten Burn-Out liegt. Ein Mensch muss seine Ziele kennen, ja. Aber gleichzeitig muss er auch loslassen können von allem, was nicht zu den Zielen gehört und sich auf eine fokussiertes Ziel einlassen. Manchmal empfinde ich es als schwieriger, bestimmte Dinge "wegzulassen" als mir bestimmte Ziele zu setzen.
Menschen, die sich ihrer Inkompetenz bewusst sind, fühlen sich unsicher, das kann ich bestätigen. Sie gehen nur unterschiedlich mit ihrer Unsicherheit um. Der eine verdrängt sie und duckt sich weg. versucht so zum Typ 1 wieder zu werden. Der andere entwickelt aus seiner Unsicherheit heraus eine regelrechte Angst gegen diejenigen, die über die jeweilige Kompetenz verfügen und diffamieren die Kompetenzträger. Habe beides erebt.
AntwortenLöschenMich würde interessieren, wie Typ 2 seine Unsicherheit überkommen kann.
Hallo.
LöschenDanke für Deinen Kommentar. Schade, dass Du nur anonym kommentiert hast, sonst könnten wir hierzu in den Dialog treten. Daher antworte ich hier:
Der Weg raus aus dem Quadrant vom Typ 2 funktioniert über den Erwerb von Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten. Durch wiederholtes Anwenden erlangst Du Routine und Sicherheit.
Es ist wie bei einem Kind, das Laufen lernt. Am Anfang fällt es hin. Es tut sich weh und es weint. Weil es dennoch weitermacht setzen irgendwann erste Erfolge ein. Die Freude über die bewusst erlebte Kompetenz steigt. Und irgendwann wird das Kind das Laufen-Können nicht mehr als etwas Besonderes erleben. Dann handelt es sich um unbewusste Kompetenz.
Dies lässt sich beliebig auf andere Kompetenzen übertragen. Wesentlich ist die bewusste Entscheidung, ob man in einem bestimmten Feld Kompetenzen erwerben will.
Für viele Kompetenz-Felder ist es absolut okay, dass man bewusst-inkompetent ist und bleibt. Kein Mensch kann alles können. Nur weil man gerne Auto fährt, muss man nicht im Detail wissen, wie ein Auto funktioniert. Somit kann man hier getrost bewusst inkompetent bleiben.
Nur wenn man sich dafür entscheidet, eine Kompetenz zu erwerben, dann braucht es eine gewisse Anstrengung und Ausdauer.
Der Weg zurück zum Typ 1 ist quasi versperrt. Einmal erlangtes Bewusstsein über fehlende Kompetenz ist nicht umkehrbar.
Ich kann Dich nur ermutigen, dass Du Dich entscheidest, ob Du eine Schwäche in einem bestimmten Feld akzeptieren willst oder ob Du der Schwäche zuwider handeln möchtest.
Es gibt das schöne Zitat "Was Du nicht besiegen kannst, das umarme". Wie wäre es, wenn Du Dir die Fähigkeiten der/des Anderen zunutze machst? Lass diejenigen, die etwas gut können für Deine Zwecke arbeiten. Lobe sie für das, was sie gut machen und akzeptiere auf diese Weise, dass es an dieser Stelle Deine Kompetenz nicht braucht. Auf die Weise kann sich Dein Gegenüber gut fühlen und Du hast die Chance, Deine Ruhe zu finden.